Sprachlosigkeit in Sprache verändern!
Die Sprache ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft. Sie wird benötigt, um einen richtigen Job zu finden oder wenn es darum geht neue Freunde zu gewinnen, überhaupt um anzukommen. Doch wie könnten Sprachkurse und die Lernmethoden verbessert oder verändert werden? Um diese und viele weitere Fragen ging es bei der diesjährigen Veranstaltung im Kulturzentrum Pavillon. "Deutschförderung für erwachsene Zugewanderte", so lautete das Thema der Veranstaltung im Rahmen der Interkulturellen Woche 2019. Veranstaltet wurde das Fachgespräch vom Fachausschuss Migration der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege (AGW) in der Stadt Hannover. Der Saal war gut gefüllt, vorrangig mit Fachleuten, Interessierten und Betroffenen aus der ganzen Region.
Das Plenum wurde von Rainer Müller-Brandes, stellvertretender Vorsitzender der AGW, eröffnet. Als Experten waren Dr. Ariane Steuber von der Leibniz Universität Hannover sowie die Theaterpädagogin Claudia Bartholomeyczik eingeladen. Hier traf Theorie auf Praxis. Aber beide Ansätze beschäftigten sich mit dem Schlüssel der zur Sprache führt. Dr. Steubers Impulsreferat "Integration als Schlüssel zur Sprache - Sprachlernen in authentischen Kontexten" rückte theoretische Grundlagen der Sprache in den Vordergrund, um dem Publikum die größten Hürden beim Spracherwerb aufzuzeigen. Claudia Bartholomeyczik sieht in der Sprache mehr als nur Theorie: "Die Sprache ist ein ganzer Kosmos!", so ihr Statement. Unter dem Motto "Sprache lernen durch Sprache (er)leben" ließ sie die Zuhörer an ihren praktischen Erfahrungen als Fremdsprachenlehrerin und Pädagogin teilhaben. Welcher nun der beste Weg ist und ob man klassische Lernmethoden überdenken sollte, darum ging es im Anschluss bei der Podiumsdiskussion.
Die Durchfallquote in den Abschlusstests sei signifikant, so Müller-Brandes. "In meinem B1 Kurs haben nur knapp 50 Prozent der Teilnehmenden den Abschlusstest bestanden", stellte Fachinformatiker Waseem Asfour (38J.) fest. Er ist 2015 aus Syrien geflohen, hat die Integrationskurse A1 bis C1 erfolgreich besucht und arbeitet jetzt bei der Telekom. Dabei fand er die Übungsbücher sehr gut, bemängelte aber, dass die Kurse zu wenig Gelegenheit bieten das Hörverständnis zu schulen und gleichzeitig an der eigenen Aussprache zu arbeiten. Digitale Hilfsmittel wie Apps benutze er privat sehr gern. In seinen Kursen dagegen hätte er nie auch nur einen Laptop gesehen. Digitalisierung, das neue Stichwort auch im Thema Spracherwerb. Nezir Bajdo Begovic von der AWO Region Hannover fordert, dass der Zugang zu Integrations- und Sprachkursen allen Flüchtlingen und Migranten gewährt werden müsse, völlig unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus. Das sieht auch Dr. Andreas Schubert, Vorstand des Caritasverbandes so und betont: "Sprache ist der größte Erfolgsfaktor für Integration. Sowohl die Integrationskurse des Bundes, als auch unsere Anstrengungen als Wohlfahrtsverbände, müssen für einen frühen und guten Spracherwerb sorgen."
Die richtigen Worte finden- leicht gemacht
Sprache lernen ist nicht leicht, das hat die Veranstaltung deutlich gezeigt. Neben den vom Bund geförderten Integrationskursen für Erwachsene, dürfe auch die Förderung der Kinder und Jugendlichen nicht vergessen werden, so Schubert. Die Caritas fördert in Kooperation mit der Familienbildungsstätte Kinder in hannöverschen Schulen. Beim Projekt "Wortfinder", handelt es sich um ein Sprachförderprojekt für Flüchtlingskinder. In kleinen Lerngruppen erhalten die Kinder im Alter von 5 bis 15 Jahren regelmäßigen Deutschunterricht und Schulaufgabenhilfe. Durch Kreativität, wie zum Beispiel beim Malen, soll der Unterricht Spaß machen und das Lernen erleichtert werden. Neben klassischem Sprachunterricht und Hausaufgabenhilfe geht es auch um das Erlernen sozialer Regeln und Strukturen der deutschen Gesellschaft. Dabei steht das Kind im Vordergrund, das heißt, es geht in erster Linie um die Stabilisierung der Flüchtlingskinder durch individuelle Aufmerksamkeit und Unterstützung bei allen Lern- und Lebensfragen. Dabei sind ein wertschätzender Umgang und ein ressourcenorientierter Blick auf die Kinder und ihre Familien Grundlagen der Projektarbeit. Helfen Sie den Kindern, Worte zu finden.