Hannover (cke), 07.10.2020
Damit geht laut der Caritas nicht nur ein erfolgreiches Modell zur Integration wohnungsloser Menschen zu Ende, sondern den Menschen werde im bevorstehenden Winter auch ein wichtiger Schutzraum vor Kälte und Ansteckung, ein Raum mit menschenwürdiger Unterbringung und Betreuung genommen.
"Wir begrüßen die Überlegungen der Stadt hin zu einer zukunftsweisenden Wohnungslosenhilfe in Hannover und haben erfreut zur Kenntnis genommen, dass unsere gemeinsam mit der Diakonie erarbeiteten konzeptionellen und inhaltlichen Beiträge Beachtung gefunden und in ein neues Modell 2021 einfließen sollen", sagt Dr. Andreas Schubert, Vorstand des Caritasverbandes. "Aber die Pandemie ist noch nicht vorbei und der Winter mit voraussichtlich steigenden Infektionszahlen steht uns noch bevor. Die Folgen und die Infektionsgefahren treffen besonders die Ärmsten der Armen. Diejenigen, die kein eigenes Zuhause haben."
Die Caritas geht davon aus, dass die Zahl der Menschen, die nach der Schließung des Naturfreundehauses auf der Straße leben werden und damit dem Wetter und dem Virus schutzlos ausgeliefert sind, in den Wintermonaten wieder stark zunehmen könnte. "Viele werden, wie in den vergangenen Wintern die Notunterkünfte der Stadt meiden. Zumal diese nicht 24 Stunden geöffnet haben und nicht über die unter Corona notwendige Einzelunterbringung und den notwendigen Schutz vor Ansteckungen verfügen", betont Tatjana Makarowski, zuständige Abteilungsleiterin bei der Caritas.
Die Caritas, die mit Beginn der Pandemie ihren Tagestreff für Wohnungslose am Leibnizufer täglich geöffnet hielt, um die Menschen mit Lebensmitteln und dem Nötigsten zu versorgen, hatte bereits im Frühjahr zusammen mit anderen Trägern und Initiativen der Wohnungslosenhilfe darauf gedrungen, dass es eine geschützte Unterbringung für die Obdachlosen brauche, um die Gefahr der Ausbreitung des Virus auf der Straße zu minimieren. Im April wurde dann ein Betreibervertrag für die Jugendherberge mit der Caritas, geschlossen, die neben Stadt, Region und Land auch selbst an der Finanzierung des Projekts beteiligt war. Gemeinsam mit der Diakonie übernahmen die haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden der beiden kirchlichen Verbände die Betreuung der Menschen in der Jugendherberge und das mit großem Erfolg hinsichtlich der Vermittlung von Betroffenen in Unterkunft und Arbeit. Zeitgleich entwickelten die Verantwortlichen der Caritas und der Diakonie ein Konzept, das die Unterbringung in Einzelzimmern und eine intensive sozialpädagogische Begleitung vorsieht, um eine langfristige Reintegration der Betroffenen in Arbeit und Wohnung zu ermöglichen. Nunmehr ist offen, ob, wann und wo dieses Konzept in Hannover zum Tragen kommt.
"Wir machen uns große Sorgen um die Menschen und wissen nicht, was wirklich diesen Winter auf uns zukommt," sagt Ramona Pold, die mit Ihrem Team die letzten Wochen und Monate in der Jugendherberge, im Naturfreundehaus, im Kontaktcafé am Bahnhof und im Tagestreff der Caritas im Einsatz war und auch bald wieder den Kältebus der Caritas begleiten wird. "Wo sollen die Menschen jetzt hin? Die Notunterkünfte öffnen im Winter erst um 17:00 Uhr und um 09:00 müssen die Betroffenen die Einrichtungen verlassen. Die bestehenden Tagestreffpunkte können aufgrund der Abstands- und Hygieneregeln längst nicht so viele Menschen versorgen wie in den Vorjahren. Da helfen auch große Zelte, wie es bei uns im Garten des Verbandes geplant ist, nur begrenzt", erklärt Pold und schüttelt den Kopf "Wir würden uns zum Beispiel wieder mehrere zentrale Essensausgabestellen wie im Frühjahr wünschen, damit der Zulauf entzerrt wird."
Auch sei es schwierig, genügend ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu finden, um z.B. die Öffnungszeiten des Tagestreffs im Winter zu ermöglichen.
"Wir haben jeden Winter täglich bis zu 6 hauptamtlich und 15 ehrenamtlich Mitarbeitende im Einsatz, um unsere an die Witterung angepassten und erweiterten Öffnungszeiten aufrecht zu erhalten. Im Frühjahr haben uns viele Kollegen und Kolleginnen aus unseren anderen Einrichtungen geholfen, aber das geht jetzt nicht mehr", so Pold
"Wir werden alles tun, um die hilfesuchenden Menschen nicht im Regen stehen zu lassen", betont Andreas Schubert und macht noch mal deutlich, dass man sich nach den vielen Gesprächen mit der Stadt und nach der erfolgreichen Arbeit der letzten Monate ein anderes Ergebnis gewünscht habe.
"Wir hätten die begonnene Arbeit gerne fortgeführt und mehr von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen von der Straße geholt und eine neue Perspektive gegeben", sagt Makarowski. Schubert appelliert noch einmal deutlich: "Wir als Caritasverband, und damit meine ich mich und alle unsere Mitarbeitenden haben gemeinsam mit unserem diakonischen Partner die Stadt gerne unterstützt und ich bin der festen Überzeugung, dass es gemeinsam auch mit den Selbstinitiativen und weiteren Akteuren der Wohnungslosenhilfe und einem gemeinsamen pragmatischen Willen gelingen kann, die Menschen in Hannover angemessen zu versorgen, zu schützen und zu begleiten."
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