CariHope – Wertschätzung, Würde und Hoffnung für Wohnungslose
"Ich nehme beim Gang durch die Stadt aktuell nicht nur die vorweihnachtliche Stimmung und leuchtende Augen vieler Passanten wahr, sondern auch die vielen Menschen, die in Häuserecken, auf Treppenstufen und in Eingängen Schutz vor der Kälte suchen und so geht es sicherlich nicht nur mir", betont Dr. Andreas Schubert, Vorstand des Caritasverbandes. "Als Wohlfahrtsverband kommen wir mit den Betroffenen in unseren Diensten täglich ins Gespräch. Und aus den Anliegen und Nöten der Menschen entwickeln wir Ansätze und Initiativen, wie CariHope, um den Hilfesuchenden unmittelbar den Alltag und das Leben zu erleichtern."
Der Wohnungsmarkt in Hannover sei leergefegt und Menschen, die in besonders schwierigen Lebenssituationen stecken, hätten es besonders schwer.
5.000, die in Hannover von Wohnungslosigkeit bedroht seien und immer mehr Menschen, die auf der Straße leben. Etwa 500 Menschen würden aktuell im Freien schlafen, weil sie keinen Zugang zu angemessenen Unterkünften finden. Persönliche Netzwerke hätten vielfach längst versagt, die Selbsthilfekräfte seien in der Regel erschöpft.
Hier setze das neue Projekt an.
Wohnen ist ein Menschenrecht
"Jeder Mensch braucht ein Zuhause. Wohnen ist ein Menschenrecht. Und die aktuelle Forderung nach sozialem Wohnungsbau ist mehr als wichtig, aber für Wohnungslose muss die Hilfe schon viel früher anfangen, bevor an eine eigene Wohnung zu denken ist", so das Statement von Tatjana Makarowski, Leiterin der Abteilung Soziale Dienste bei der Caritas.
CariHope verfolge den schrittweisen Ausstieg aus der Wohnungslosigkeit und berücksichtige dabei die
individuellen Problemlagen der Betroffenen, baue stark auf die Beteiligung der Betroffenen, ein intensives Vertrauensverhältnis und einen langfristigen Prozess, um eine nachhaltige Reintegration in die Gesellschaft zu ermöglichen.
"Gemeinsam den Ausstieg zu schaffen ist das Ziel. Wir wollen die Sorgen der wohnungslosen Menschen zu den unsrigen und aus den Betroffenen Beteiligte machen, darauf kommt es uns an", betont Udo Niedergerke das Engagement der Stiftung, die mit einer Anschubfinanzierung von 25.000 Euro den Start zum 01. Dezember 2018 ermöglicht.
Betroffene zu Beteiligten machen
CariHope bedeute Wertschätzung, Würde und zugleich Hoffnung und die solle das Projekt den Menschen geben. Es gehe dabei um Schützen, Entlasten, Einbeziehen, Vertrauen und Wohnen und um die grundlegenden Fragen Betroffener: Wo kann ich heute übernachten? Wohin mit meinen Sachen? Wer redet mit mir? Wer hilft mir mit all meinen Fragen? Wie bekomme ich eine eigene Wohnung und letztlich um die Fragen: Was brauche ich und wer braucht mich?
Schützen, Entlasten, Einbeziehen, Vertrauen, Wohnen
Das Projekt besteht aus fünf Bausteinen, darunter die Finanzierung von Fahrkarten für Wohnungslose, um überhaupt die Notunterkünfte, die oftmals am Stadtrand liegen, erreichen zu können. Die Erweiterung von Öffnungszeiten von den frühen Morgenstunden bis in den Abend als auch am Wochenende, die Unterstützung einer Kältebrücke, um mit einem Kältebus in Kooperation mit Johannitern und Maltesern besonders in den Wintermonaten die Treffpunkte obdachloser Menschen zu erreichen und unmittelbar helfen und schützen zu können.
In einem zweiten Schritt wurden im Gebäude der Caritas Spinde und Gepäckboxen installiert, um Wohnungslosen einen sicheren Raum für ihr Hab und Gut anzubieten. Eine trockene Lagermöglichkeit, ohne Angst vor Diebstahl haben zu müssen, um sich schamfreier in der Stadt bewegen und ohne Last wichtige Termine wahrnehmen zu können.
Diese Maßnahme wird ermöglicht durch die Anstellung eines ehemals Wohnungslosen, der zukünftig die Annahme und Ausgabe von Gepäck koordinieren wird. Gleichsam wird damit die Möglichkeit der Beteiligung und ein erster Arbeitsplatz geschaffen. Die Beteiligung der Betroffenen am Ausstiegsprozess ist Schwerpunkt von CariHope. Workshops und Gruppenangebote sind zusätzlich geplant, um den Betroffenen Raum zu geben, ihre eigene Bedürfnisse und Fragen äußern zu können. Auch Möglichkeiten, sich als Betroffener ehrenamtlich einzubringen sind Teil des Projekts.
"Vertrauen schaffen - ist das A und O für uns", so Makarowski. "Und dieses Vertrauen der Menschen müssen wir uns intensiv erarbeiten. Es ist die Grundlage für eine effektive soziale Begleitung und Betreuung der Betroffenen."
Langfristiges Ziel der Initiative ist die Reintegration in ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen Wohnung, die Reintegration in die Gesellschaft.
Dafür stellt die Caritas in Kürze in einem ersten Schritt auch zwei eigene Wohnungen zur Verfügung. Weitere sollen folgen.
"Aber Wohnen funktioniert nicht von alleine.", sagt Makarowski. Deshalb sei sowohl ein Einzugsmanagement zur Unterstützung der ersten Schritte geplant als auch die intensive Betreuung der Menschen im eigenen Wohnraum durch das Angebot des Ambulant begleiteten Wohnens. Dies, um einen erneuten Wohnraumverlust zu verhindern und die Menschen vor dem Scheitern zu schützen.
Rettungsgasse für viele
"Die Lebenserwartung obdachloser Menschen liegt unter 50 Jahren. Straße tötet. Mit CariHope schaffen wir eine Rettungsgasse, um Menschen vor dem frühen Tod zu bewahren und ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen", bringt Udo Niedergerke das Ziel nochmals auf den Punkt.
Forderung: Qualitätsstandards für Notunterkünfte und mehr Beteiligung
Auf die Frage nach der Zusammenarbeit mit der Stadt, die doch für die Unterbringung wohnungsloser Menschen zuständig sei, wurden von allen Beteiligten Qualitätsstandards und eine intensivere sozialpädagogische Betreuung in den Notunterkünften der Stadt und eine bessere medizinisch-sozialpsychiatrische Versorgung der Menschen in besonderen Lebenslagen gefordert.
So machte Andreas Schubert abschließend noch einmal deutlich:
"Wir arbeiten an vielen Stellen partnerschaftlich mit der Stadt und der Region Hannover zusammen. Dennoch wünschen wir uns, dass die Interessen der Betroffenen und die Erfahrungen der vielen Initiativen der Wohnungslosenhilfe stärker in den Fokus von Verwaltung und Politik geraten und dass man das Knowhow der Wohlfahrtsverbände frühzeitig bei der Lösungsfindung und Entwicklung stadt- und regionsweiter Konzepte berücksichtigt"