Stabsstelle Prävention - Interview mit Ariane Brantzko
Welchen Stellenwert nimmt Prävention im Caritasverband ein?
Aufgrund der Missbrauchsvorwürfe ist bereits seit 2010 sehr viel innerhalb der katholischen Kirche und ihrer Einrichtungen in Bewegung geraten, was die Prävention von sexualisierter Gewalt angeht. Der Diözesancaritasverband Hildesheim führt seit 2014 Präventionsschulungen gegen sexualisierte Gewalt für alle Mitarbeitenden, die mit Schutzbefohlenen arbeiten, durch.
Seit 2015 finden diese Schulungen auch für Mitarbeitende der Caritas Hannover statt - unabhängig davon, ob sie direkt mit Schutzbefohlenen arbeiten oder nicht. Auch für Ehrenamtliche und Freiwillige sind die Schulungen verpflichtend. Die Entwicklung einer eigenen Stabsstelle des Vorstands ist ein weiterer Schritt, um eine kontinuierliche Qualitätsentwicklung sicherzustellen. Ich freue mich sehr darauf, diesen Schritt mit dem Caritasverband Hannover gehen zu dürfen.
Wie sehen die konkreten Präventionsmaßnahmen im CV aus?
Jede Abteilung und jede einzelne Einrichtung erhalten nach und nach ein individuell auf ihre Bedürfnisse ausgerichtetes Schutzkonzept, welches ich gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen erarbeiten werde. Darin sind konkrete Maßnahmen festgehalten, wie sexualisierte Gewalt durch Mitarbeitende und unter Schutzbefohlenen verhindert werden kann. Weiterhin werden alle Mitarbeitenden durch Präventionsschulungen für den Umgang mit sexualisierter Gewalt sensibilisiert. Hierbei geht es vor allem darum, dieses oft tabuisierte Thema "sichtbar" zu machen und die Mitarbeiterschaft erkennen zu lassen, dass das Thema sexualisierte Gewalt leider jede und jeden treffen kann und nicht selten vorkommt - ob in Einrichtungen oder bei Schutzbefohlenen zuhause.
Für den Zweck habe ich bereits einen Handlungsleitfaden geschrieben, der für den Verband als Leitlinie bei Vermutung auf oder konkretem Verdacht angewendet wird. Er beschreibt konkrete Schritte, an die wir uns im Verband halten. Dies gibt Sicherheit im Umgang mit dem schwierigen Thema und nimmt das Gefühl der Ohnmacht. Der Handlungsleitfaden ist im Diensthandbuch festgehalten und wird bei den Präventionsschulungen vermittelt.
Wer im Verband profitiert von der Stabsstelle?
Profitieren wird der gesamte Caritasverband. Alle Mitarbeitenden und jede Abteilung haben die Möglichkeit, sich bei Fragen zum Thema an mich zu wenden. Als Präventionsbeauftragte bin ich jederzeit erreichbar. Gerne helfe ich den Ratsuchenden, den weiteren Weg zu gehen oder individuelle Maßnahmen vor Ort zu ergreifen. Auch die Entwicklung von Schutzkonzepten wird für jede Einrichtung individuell sein, damit Schwerpunkte vor Ort berücksichtigt werden können. Ich bin mir sicher, dass ich da auf eine gute Zusammenarbeit mit allen Mitarbeitenden des Verbandes hoffen kann!
Was sind die nächsten Schritte?
Die nächsten Schritte bestehen darin, alle Personen im CV zu erfassen, die noch keine Schulung durchlaufen haben, um diese zeitnah nachzuholen. Auch werde ich ein allgemeingültiges Schutzkonzept für den Verband erarbeiten, welches als Grundlage für die Arbeit mit Schutzbefohlenen dient. Hierbei wird nicht nur sexualisierte Gewalt im Vordergrund stehen. Ein weiterer Fokus sind Entwicklungsbereiche, mit denen wir Schutzbefohlenen die Möglichkeit und Räume geben, sich vor Dingen, die sie nicht wollen, selbst zu schützen und den Mut aufzubringen "Nein" zu sagen. Dazu zählt unter anderem Partizipation, um ein Beispiel zu nennen.
Des Weiteren werde ich ein Schulungskonzept für künftige Präventionsschulungen entwerfen, um die Sicherung der Qualitätsstandards zu gewährleisten.
Selbstverständlich stehe ich allen Mitarbeitenden mit Rat und Tat zur Seite und komme gerne persönlich zu den Kolleginnen und Kollegen in die Einrichtungen, um mich persönlich vorzustellen.
Ich freue mich sehr auf die Arbeit als Präventionsbeauftragte!