Sucht und Obdachlosigkeit: Caritas Kontakt Café

Nicht alle Wohnungs- und Obdachlosen haben Abhängigkeiten. Diejenigen, die suchtkrank sind, finden keinen Rückzugsort oder haben Angst davor, Hilfsangebote anzunehmen. Das Kontakt Café der Caritas ist eine niedrigschwellige Einrichtung, um suchtkranken Wohnungslosen zu helfen.

Das Kontakt Café ist ein Rückzugsort für Menschen, die oft gar keinen Ort "für sich” haben. Egal ob ein nettes Gespräch, ein warmes Getränk oder ein kostenloses Frühstück: Das Team im Kontakt Café steht den Hilfesuchenden bei. Beratung erfolgt nur auf Wunsch. Der Aufbau von Vertrauen ist das wichtigste Ziel. Keine Vorurteile, keine Verurteilung: Genau das ist für viele Betroffene komplett ungewohnt.

Neben Dusch- und Waschmöglichkeiten können die Besucher:innen auch aktiv werden. Strick- oder Malkurse, gemeinschaftliches Kochen oder Backen, Spielenachmittage und vieles mehr wird gemeinsam mit den Besucher*innen organisiert. Das Team nimmt die Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen ernst und richtet sich in der Planung nach dem erhaltenen Feedback. 

Das Konzept der Einrichtung an der Johannssenstraße kombiniert dabei das Know-How verschiedener Caritas-Dienste: Neben der Wohnungslosenhilfe, agieren auch Kolleginnen und Kollegen der Gesundheitssprechstunde, der Sucht- und der Seniorenberatung im Team. Einige der Obdachlosen haben bereits seit langer Zeit Konsumprobleme oder entwickeln erst im Alter eine Suchterkrankung. Diese relativ junge Entwicklung war einer der Gründe für den Projektstart.

Abhängigkeiten schrittweise angehen

Gezielte Gespräche zur Konsumreduktion und die Begleitung in Richtung Abstinenz sind Kernpfeiler des Projekts.  Welcher Konsum vorliegt, spielt dabei keine Rolle. Die zieloffene Suchtarbeit und die Programme KiSS (Kontrolle im selbstbestimmten Substanzkonsum) und kT (kontrolliertes Trinken) bilden ein niedrigschwelliges Angebot zum Umgang mit Substanzen. Die Besucher:innen erhalten individuelle Unterstützung im Umgang mit ihrem Konsum durch geschultes, sozialpädagogisches Personal. Bei dieser Form der zieloffenen Suchtarbeit ist der Weg in die Abstinenz keine Voraussetzung. Jede:r entscheidet selbst, inwieweit der persönliche Konsum reduziert oder beendet werden soll.

Die Ziele werden mit jedem Teilnehmenden individuell formuliert, gemeinsame Kontrollstrategien werden entwickelt. Das Programm ist aufgeteilt in zehn Einheiten zu je 60 Minuten und findet im Kontakt Café in Einzelberatung ein mal wöchentlich nach Vereinbarung statt. Interessent*innen sind jederzeit herzlich eingeladen, sich das Programm vor Ort anhand von Beispielmaterial anzuschauen und Fragen zu stellen.