Klima & Nachhaltigkeit: Dr. Andreas Schubert im Interview
Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit waren bereits 2014 das Thema der Caritas Jahreskampagne "Weit weg ist näher als du denkst". Was hat sich seitdem verändert?
Das Thema stand auch schon davor auf der Agenda der Caritas. Als Teil der katholischen Kirche ist die Bewahrung der Schöpfung ein ureigenes Anliegen unserer Arbeit. Die Dringlichkeit des Problems ist mittlerweile eine andere. Wir müssen uns als sozialer Verband für Veränderung einsetzen und unser eigenes Handeln hinterfragen. Die große Öffentlichkeit, die durch die Proteste entsteht, ist ein notwendiger Weckruf, den wir gerne verstärken.
Wie sieht das konkret aus? Was tut der Caritasverband Hannover bereits heute für das Klima?
Konkret prüfen wir aktuell unsere Beschaffung und analysieren den CO2-Abdruck des Verbandes. Wo und welche Lebensmittel, wie z.B. Fleisch beziehen wir für unsere Kitas, woher beziehen wir unsere Dienstfahrzeuge und den Strom für unsere Einrichtungen? Soziale Arbeit ist zwar annährend klimaneutral aber wir sind genauso auf Strom und Transport angewiesen wie jedes andere Unternehmen. Aus diesem Grund setzen wir bei unseren neuen Kindertagesstätten auf Photovoltaik-Anlagen. Wir prüfen unsere Dienstfahrzeuge und unterstützen unsere Mitarbeitenden bei der Entscheidung für ein Fahrrad mit einem Leasing-Modell. Ein Umdenken ist aber die Voraussetzung. Ein sozialer Verband steht unter besonderem wirtschaftlichen Druck. Wir sind von Förderern angehalten, möglichst kostengünstig zu arbeiten. Das gilt auch für den Einkauf. Das erweitern wir um die Dimension der ökologischen Vertretbarkeit. Was ist uns wichtiger? Dieses Bewusstsein schaffen wir gerade im Verband.
Wo sehen Sie die künftige Entwicklung für den Verband?
Für den Caritasverband ist das Ziel, klimaneutral zu werden. Auf diesem Weg sind wir, diese Vision verfolgen wir. Aber uns ist auch klar: Nachhaltigkeit und Klimaschutz werden als Themen nicht einfach wieder verschwinden. Wenn wir künftigen Generationen eine lebenswerte Umwelt hinterlassen wollen, werden wir unser Denken und Handeln auch in zehn oder zwanzig Jahren nach diesen Kriterien ausrichten müssen. Gleichzeitig sehen wir uns in der Pflicht, politischen und gesellschaftlichen Druck auszuüben, wo es uns möglich ist. Die soziale Anwaltschaft der Caritas gilt auch für die Umwelt. Sie ist keine Ressource, die unbegrenzt zur Verfügung steht. Aus diesem Grund werden alle Mitarbeitenden, deren Dienst es ermöglicht, für den großen Klimastreik am 20.09.2019 freigestellt.