Hannover (cke), 26.09.2025 - Heute feiert das Kinderzentrum und das Spielhaus in Linden ein bedeutendes Jubiläum: 50 Jahre voller Engagement, Vielfalt und gemeinsamer Erfolge. Seit seiner Gründung im Jahr 1975 haben sich die beiden Einrichtungen der Offenen Tür zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Stadtteils entwickelt und unterstützen Kinder und Familien aus allen Teilen der Welt.
Die Feierlichkeiten wurden mit einer herzlichen Rede eröffnet, in der Caritas Vorstand, Dr. Andreas Schubert auf die bewegte Geschichte der Einrichtungen zurückblickte. "Vor 50 Jahren, in einer Zeit des Aufbruchs, hatte mein Vorgänger Caritasdirektor Heinrich Schildt die Vision, einen Ort zu schaffen, an dem Kinder und Familien aus aller Welt einen sicheren Raum finden, um zu lernen, zu wachsen und sich zu entfalten", so Schubert in seiner Ansprache.
Die Gründung des Kinderzentrums und des Spielhauses war eng verbunden mit den gesellschaftlichen und politischen Veränderungen der 1970er Jahre. In einer Stadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Wiederaufbau begriffen war, kamen viele Gastarbeiterfamilien nach Hannover. Das neue Modellprojekt sollte ein Symbol für Integration und Gemeinschaft sein und Kindern aus allen Herkunftsländern dabei helfen, ihre Zukunft aktiv mitzugestalten.
Dank des Engagements der Caritas Hannover und zahlreicher Unterstützer - darunter die Stadt Hannover, mehrere Stiftungen und private Spender - sind das Kinderzentrum und das Spielhaus heute noch lebendige Orte der Integration. Mit einer breiten Palette an Angeboten, darunter zahlreiche freizeitpädagogische Maßnahmen, Hausaufgabenhilfe und ein Mittagstisch der täglich bis zu 50 Kindern ein kostenloses Essen nach der Schule anbietet. In beiden Einrichtungen können die sechs bis dreizehnjährigen nach der Schule nicht nur spielen, sondern auch wichtige Fähigkeiten für das Leben entwickeln.
Besonders hervorgehoben wurden in der Rede die zahlreichen Förderer und Helfer, die das Kinderzentrum über die Jahre begleitet haben: "Ohne die Unterstützung unserer Partner, wie der Friedrich und Dora Rauch Stiftung, der Ricarda und Udo Niedergerke Stiftung, der Bürgerstiftung, der Caritas Stiftung Hannover, des Hannoverfonds für Kinder und Jugendliche und vielen anderen, wäre unsere Arbeit nicht möglich", so Schubert.
Stadtbezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube betonte in seinem Grußwort, dass die Situation für Familien mit Migrationsgeschichte und besonders die Situation alleinerziehender Frauen und Männer auch heute noch in Linden sehr schwierig sei und er dankte der Caritas und den Förderern, ohne die es diese entlastenden und familienunterstützenden Einrichtungen schon lange nicht mehr gäbe.
Ein Höhepunkt der Feier war die Bekanntgabe einer großzügigen Spende in Höhe von 14.000 Euro, die Vertreterinnen und Vertreter der Pfarrgemeinde St. Benno im Rahmen der Auflösung des gleichnamigen Hilfswerks für das Kinderzentrum und das Spielhaus bereitgestellt haben. "Diese Spende ist ein weiterer Baustein für die Fortführung unserer Arbeit und wird uns dabei helfen, weiterhin für die Kinder in Linden da zu sein", betonte Frank Bonk, langjähriger Leiter des Kinderzentrums.
Sehr eindrücklich berichtete die Hausfrau und Mutter Ebru Cakir von ihrer eigenen Kindheit, die sie im Kinderzentrum verbrachte. Heute besuchen auch ihre Kinder regelmäßig die Einrichtung.
Die erfolgreiche Arbeit der beiden Einrichtungen wurde auch in einer Videobotschaft der ehemaligen Profifußballerin Tuğba Tekkal deutlich.
Ihre Familie kam in den 70er-Jahren als Einwanderer aus der Osttürkei nach Deutschland. In ihrer Heimat waren sie als Kurden und Teil der jesidischen Glaubensgemeinschaft verfolgt worden. Tekkal und ihre 10 Geschwister, darunter auch die Autorin Düzen Tekkal verbrachten in den 90ern viel Zeit im Spielhaus. Die Familie erhielt Unterstützung durch das damalige Team und Tuğba hatte erstmalig die Möglichkeit, als Mädchen Fußball zu spielen. Sie selbst sagt: "Das Spielhaus war einer der schönsten Orte für mich. Unsere Eltern wurden entlastet und wir Kinder konnten uns mit unseren Bedürfnissen mitteilen und wurden von den Mitarbeitenden aufgefangen. Ich wünsche mir für alle Kinder und Jugendlichen einen solchen Ort und hoffe, dass es die beiden Einrichtungen noch sehr lange geben wird."
Heute lebt Tekkal in Köln und Berlin und setzt sich mit ihrer Arbeit für das Empowerment von Frauen und für freiheitlich-demokratische Werte ein. Sie hält regelmäßig Vorträge über ihre Rolle als Frau, Sportlerin und Deutsche mit Migrationshintergrund.
Gerne wäre sie auch persönlich der Einladung zum Jubiläum gefolgt, aber am morgigen Sonnabend hat sie die Chance, die erste Frau im Präsidium des 1. FC Köln zu werden.
Das Kinderzentrum und das Spielhaus in Linden stehen für ein offenes, inklusives Umfeld, das es Kindern ermöglicht, ihre Potenziale zu entfalten. Trotz der Erfolge in den vergangenen fünf Jahrzehnten, bleibt die Arbeit der Einrichtungen herausfordernd: "Wir sind auf Ihre Unterstützung angewiesen, um auch in Zukunft einen sicheren Ort für die Kinder zu schaffen. Besonders der Mittagstisch und die Betreuung der zunehmend wachsenden Zahl an Kindern benötigen weiterhin finanzielle Unterstützung", so Caritasvorstand Schubert.
Berichtet wurde, dass beide Einrichtungen nur 50% der notwendigen Mittel aus öffentlichen Zuschüssen erhalten und somit der Erhalt der Einrichtungen maßgeblich von privater Unterstützung abhängig ist.
Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde auch die Bedeutung der haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden gewürdigt, die in den letzten Jahren unzählige Stunden ihrer Zeit für das Wohl der Kinder investiert haben. "Sie alle haben dazu beigetragen, dass das Kinderzentrum und das Spielhaus heute Orte sind, an dem Kinder Geborgenheit finden und ihre Träume verwirklichen können. Dafür gebührt Ihnen mein außerordentlicher Dank", so Schubert abschließend.
Für die Zukunft des Kinderzentrums und Spielhauses bleibt das Ziel klar: Gemeinsam mit der Unterstützung der Gemeinschaft sollen weiterhin Orte geschaffen werden, an dem jedes Kind sicher, glücklich und voller Hoffnung aufwachsen kann.
Über das Kinderzentrum und Spielhaus Linden:
Das Kinderzentrum im Treffpunkt Allerweg und das Spielhaus in der Walter-Ballhause-Straße bieten seit 50 Jahren ein offenes, inklusives Umfeld für Kinder aus verschiedenen sozialen und kulturellen Hintergründen. Täglich werden die beiden Einrichtungen von bis zu 40 Kindern nach der Schule besucht. Neben Freizeit- und Bildungsangeboten steht insbesondere der Mittagstisch für bedürftige Kinder und die geschlechterspezifische Gruppenarbeit im Fokus der Arbeit. Dank zahlreicher Förderer und einer starken Gemeinschaft werden das Kinderzentrum und das Spielhaus auch in Zukunft wichtige Anlaufpunkte für Kinder und Familien in Linden sein.
Über die Finanzierungssituation und die Förderer:
Beide Einrichtungen sind in Gebäuden der Landeshauptstadt Hannover untergebracht und erhalten jeweils eine Zuwendung der Stadt, die in beiden Einrichtungen nur etwa 50% der tatsächlichen Kosten deckt. Daher ist der Caritasverband in der offenen Kinder- und Jugendarbeit sehr stark auf externe Unterstützung angewiesen.
Die Friedrich und Dora Rauch Stiftung fördert bereits seit vielen Jahren Oster-, Sommer- und Herbstfreizeiten mit den Kindern, deren Familien sich solche Fahrten sonst nicht leisten könnten. Die Förderung beträgt jährlich über 10.000 Euro.
Die Ricarda und Udo Niedergerke Stiftung fördert seit 2024 den Mittagstisch im Kinderzentrum mit jährlich 5.000 Euro und die Bürgerstiftung Hannover fördert ebenfalls mit 5.000 Euro den Mittagstisch im Spielhaus.
Der Hannoverfonds für Kinder und Jugendliche fördert mit 30.000 Euro für das Jahr 2025 die Stelle einer Erzieherin mit 20 Wochenstunden, die auf beide Einrichtungen aufgeteilt sind. Dies mit dem Fokus auf geschlechterspezifische Gruppenarbeit und Demokratieförderung.
Die Spende der Gemeinde St. Benno wurde durch die Auflösung des Kath. Hilfswerkes St. Benno. Das Hilfswerk wurde bereits vor mehr als hundert Jahren gegründet. Die Mitgliedsbeiträge wurden zur Unterstützung im Todesfall und für Beihilfen bei Geburt eines Kindes verwendet. 2021 wurde das Hilfswerk aufgelöst und nunmehr wurde einvernehmlich entschieden, die vorhandenen restlichen Mittel den beiden Einrichtungen der Caritas zukommen zu lassen.