20 Jahre medizinische Versorgung von wohnungslosen Menschen in Hannover
Zum Festakt "20 Jahre medizinische Versorgung wohnungsloser Menschen in Hannover" informieren wir an dieser Stelle über die aktuelle Situation in unserer Stadt. Wohnungslose haben keine starke Lobby und die Caritas Hannover sieht sich als Anwalt der Betroffenen. Es sind mehr, als man vermuten würde. Menschen, die in Deutschland ohne Versicherung sind oder sich schämen, im Wartezimmer einer Arztpraxis zu sitzen. Viele haben keine Möglichkeit, sich regelmäßig zu waschen, keine saubere Kleidung und fürchten sich vor den Blicken der anderen Wartenden. Und kleine gesundheitliche Probleme werden auf der Straße schnell zu großen.
Dabei kann es alle treffen. Es gibt keinen absoluten Schutz vor Armut, keine Versicherung gegen Schicksalsschläge oder Krisen. Die vergangenen Jahre haben das deutlich gemacht. Wohnungslose und von Armut betroffene Menschen leben mitten in der Gesellschaft, nicht selten in den belebten Straßen der Fußgängerzone. Gerade in großen Städten, wie Hannover gehören sie zum Stadtbild, gehören dazu - und stehen doch außen vor. Wie viele es tatsächlich sind, weiß niemand ganz genau. Sehr viele Betroffene leben "verdeckt wohnungslos". Sie wohnen provisorisch bei Freunden oder Bekannten, sind irgendwo untergekommen.
Das Leben auf der Straße ist hart und hat gravierende gesundheitliche Folgen. Kälte, Schmutz, soziale Isolation und fehlender Raum für Körperhygiene. Alkohol, Sucht und die Angst, eine normale Arztpraxis aufzusuchen, führen zu mehreren und häufig chronischen Erkrankungen. Für uns als Caritasverband eine Herausforderung, die wir täglich annehmen. Dabei ist es unser Ziel, die Würde der Menschen zu schützen. Vor Armut, vor Krankheit, vor Ausgrenzung und Gewalt.
Vor über 20 Jahren wurde die Caritas Straßenambulanz von engagierten ehrenamtlich tätigen Ärzt*innen, Ehrenamtlichen und Mitarbeitenden der Caritas ins Leben gerufen. Im Verbund mit vielen Partnern, mit Förderern und mit der Unterstützung der Ärztekammer Niedersachsen, allen voran Dank der Initiative von Frau Dr. Niebler und Frau Dr. Goesmann konnte die medizinische Versorgung wohnungsloser Menschen in Hannover mehr und mehr ausgebaut werden.
Straßenambulanz und Gesundheitssprechstunde
An inzwischen 11 Standorten in Hannover versorgt die Caritas mobil und ambulant Hilfesuchende. Dank vielfältiger Kooperationen und Unterstützung eröffneten wir in den vergangenen Jahren eine Gesundheitssprechstunde, eine psychiatrische Sprechstunde und eine Krankenwohnung. Durch das große Engagement unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden folgten eine Brillensprechstunde, eine podologische Sprechstunde und kürzlich dank der nun schon viele Jahre währenden Partnerschaft mit der Niedergerke Stiftung auch eine gynäkologische Sprechstunde.
So werden jährlich mehr als 4.000 Behandlungen durchgeführt und mehr als 2.500 Patient*innen medizinisch versorgt, vielfach an Leib und Seele geheilt und in ihrer persönlichen Lebenssituation stabilisiert und gestärkt werden.
Wie Sie unterstützen können
Derzeit kommen als Folge des furchtbaren Krieges in der Ukraine weitere Herausforderungen auf uns zu. Geflüchtete aus der Ukraine verfügen in den ersten zwei bis drei Wochen nach ihrer Ankunft über keine Krankenversicherung. Auch diesen Erwachsenen und Kindern helfen wir in unseren Diensten. Die Pro-Kopf-Ausgaben für die Gesundheitsversorgung liegen in Deutschland höher als in allen anderen Mitgliedstatten der Europäischen Union und dennoch fallen immer mehr Menschen durch das medizinische und soziale Netz. Auch die medizinische Versorgung wohnungsloser und armer Menschen kostet und wäre ohne die Unterstützung der vielen Förderer, Spender*innen, der kooperierenden Apotheken, der Facharztpraxen und Labore, die auf Ihre Bezahlung verzichten nicht möglich.
Ohne Geld geht es nicht.
Aus diesem Grund fordert Dr. med. Cornelia Goesmann im Rahmen des Festakts die "Abschaffung der Zuzahlung für Medikamente ab einem bestimmten Einkommensniveau". Dr. med. Thomas Buck, Goesmanns Nachfolger und Moderator der Veranstaltung, bezeichnete es als gesellschaftliche Aufgabe, sich um die notleidenden Menschen zu kümmern: "Wir sind auf einem guten Weg aber noch nicht am Ziel", sagte der in Hannover niedergelassene Arzt. Unsere Leitung des Tagestreffs für Wohnungslose Ramona Pold hat eine bewegende Rede gehalten, um die Perspektive der Betroffenen in den Vordergrund zu stellen. Sie finden den Text als Download unter diesem Beitrag.
Nach wie vor basiert die Versorgung von Wohnungslosen auf Spenden. Wir danken allen ehrenamtlichen Helfer*innen, die Projekte wie die Straßenambulanz überhaupt erst möglich machen. Wir danken allen Spender*innen, die mit ihrer Spende zeigen "diese Menschen gehören zu uns und sie verdienen unsere Unterstützung für ein Leben in Würde". Gerade für die Straßenambulanz wird dringend ein neues Fahrzeug benötigt. Jede noch so kleine Spende hilft.
Spenden Sie unter dem Stichwort "Straßenambulanz Fahrzeug" an folgendes Konto. Wir danken Ihnen von Herzen:
IBAN: DE75 3702 0500 0001 4142 06
Caritasverband Hannover e. V.
Bank für Sozialwirtschaft AG