Aktionstag Wohnungsnot
Um diese Fragen ging es bei den verschiedenen Mitmachaktionen am Stand. Passanten schrieben das, was Zuhause für sie persönlich bedeutet auf große Bauklötze und bauten daraus symbolische Häuser. Vor allem für die jüngeren Besucherinnen und Besucher eine schöne Möglichkeit, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es wurde deutlich, Zuhause ist nicht nur ein Dach über dem Kopf. "Familie, Wärme, Schutz, Sicherheit, Platz zum Spielen", all dies ist Zuhause, so war es auf den vielen Klötzen zu lesen.
"Wohnen gehört wie Nahrung und Kleidung zu den unverzichtbaren Grundbedürfnissen und Rechten des Menschen. Eine Wohnung ist mehr als ein Dach über dem Kopf. Sie ist Rückzugsort. Sie ist Raum für soziale Beziehungen und individuelle Entfaltung. Sie sichert ein Mindestmaß an Schutz und Privatheit", sagte Dr. Andreas Schubert, Vorstand des Caritasverbandes Hannover, der am Stand Gespräche mit den Passanten führte und sich über die große Resonanz freute.
Bezahlbarer Wohnraum fehle überall in Deutschland. Kleine oder große Städte sind betroffen; Ballungsräume wie Hannover, aber auch Gegenden auf dem Land.
In Deutschland würden mehr als 1,5 Millionen Wohnungen fehlen und aktuell sind nur sechs Prozent der Mietwohnungen Sozialwohnungen.
"Der soziale Wohnungsbau muss deutlich gestärkt werden und die Verarmung durch zu hohe Mieten gilt es zu verhindern. Auch die Stadt Hannover verliert aktuell Sozialwohnungen, anstatt bezahlbaren Wohnraum zu schaffen", so Schubert weiter.
In Hannover fehlen 20.000 Wohnungen
Besonders für Menschen mit geringem Einkommen, für Alleinerziehende und junge Familien, aber auch für Studierende sei es immer schwieriger eine bezahlbare Wohnung zu finden. Immer mehr Menschen drohe die Wohnungslosigkeit oder sie würden bereits auf der Straße leben.
Die Stadt Hannover geht selbst derzeit von 4000 Wohnungslosen aus, die bei Freunden unterkommen oder in städtischen Einrichtungen leben - Tendenz steigend. Denn diese Zahl soll sich laut Stadt jedes Jahr um zehn Prozent erhöhen. Von den Wohnungslosen seien in Hannover etwa 400 obdachlos, leben auf der Straße.
Um sich mit den Menschen, die von Wohnungs- und Obdachlosigkeit bedroht sind, solidarisch zu
zeigen, haben sich die Mitarbeitenden der Caritas fotografieren lassen und bringen damit zum Ausdruck, wie wichtig ein Zuhause ist. Wie normal es für viele von uns ist, sich duschen zu können, morgens die Zähne zu putzen oder gemeinsam mit Freunden in der Küche zu kochen. "Viele Kinder haben nicht genügend Platz zum Spielen und Menschen, die auf der Straße leben können sich mal nicht eben einen warmen Tee machen, geschweige denn zur Toilette gehen", sagt Violetta Kielinski, Leiterin einer Kindertagesstätte der Caritas in Wettbergen.
Viele Mitarbeitende, Familien und Klienten aus den Einrichtungen der Caritas sind an diesem sonnigen aber kalten Tag in die Innenstadt gekommen, um der Forderung nach bezahlbarem Wohnraum Nachdruck zu verleihen.
Die Aktion kommt gut an. Viele Menschen sind zu vorweihnachtlichen Einkäufen in der Stadt und bleiben am Stand vor dem Ka:punkt in der Grupenstraße stehen. Sie bekommen einen heißen Tee aus Tassen zum Mitnehmen mit der Forderung "Jeder Mensch braucht ein Zuhause". Sie kommen dabei ins Gespräch mit den Mitarbeitenden der Caritas. "Ich finde die Postkartenaktion der Caritas klasse. Da sollen unsere Politiker doch mal Stellung beziehen. Das find ich gut", sagt ein älterer Herr.
Auf den Postkarten der Aktion, die an die Bundestagsabgeordneten verschickt werden, ist auf der Rückseite zu lesen: "20.000 Wohnung fehlen in Hannover. Was tun Sie dagegen?" Die Antworten werden online veröffentlicht!