Auszeichnung für die medizinische Versorgung von Wohnungslosen
Bereits zum siebten Mal hat das forschende Pharmaunternehmen MSD innovative und wegweisende Versorgungsprojekte mit dem MSD Gesundheitspreis gewürdigt. Aus 64 Bewerbungen hat eine prominent besetzte Jury sieben Versorgungsprojekte ausgewählt und mit einem Preisgeld von insgesamt 110.000 Euro geehrt. Die Schirmherrschaft übernahm Melanie Huml, Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege: "Der MSD Gesundheitspreis ist nicht nur eine Auszeichnung für ausgewählte Projekte, sondern auch Ansporn für andere, ihre Ideen ebenfalls in die Tat umzusetzen. Die Bandbreite der Teilnehmer ermöglicht einen Blick über den Tellerrand. Im gegenseitigen Austausch entstehen fruchtbare Lösungsansätze, die unser gesamtes Gesundheitssystem voranbringen und den Menschen in unserem Land helfen."
Den Menschen zu helfen, darum geht es besonders im Projekt der Straßenambulanz. Wohnungslose und von Armut betroffene Menschen leben mitten in der Gesellschaft, nicht selten in den belebten Straßen der Fußgängerzone. Auch in Hannover gehören sie zum Stadtbild, gehören dazu - und stehen doch außen vor. In Hannover geht man derzeit von etwa 5.000 Menschen aus, die auf der Straße leben oder akut von Wohnungslosigkeit bedroht sind.
Armut, Wohnungslosigkeit oder das Fehlen einer Krankenversicherung haben Einfluss auf die Lebensverhältnisse der Betroffenen. Ihre psychische, soziale sowie ökonomische Situation wird beeinträchtigt, auch leiden sie häufig an einem schlechten Gesundheitszustand - vielfach verbunden mit einer ungenügenden medizinischen Versorgung. Hier setzt das Projekt "Straßenambulanz" des Caritasverbandes Hannover e.V. an. Denn oft scheuen die Betroffenen den Weg in niedergelassene Arztpraxen. Sie werden von einem Team aus ehrenamtlich tätigen ÄrztInnen, PflegerInnen und FahrerInnen in sozialen Brennpunkten und in Notunterkünften aufgesucht. Das Team ist täglich an unterschiedlichen Standorten in Hannover im Einsatz. Geboten wird eine niedrigschwellige gesundheitliche Erst- und Notfallversorgung in einem Kleinbus, in den Räumlichkeiten der Notunterkünfte und im zentralen Gebäude der Caritas. Jährlich werden mehr als 2.000 Behandlungen durchgeführt.
"Es geht heute leider nicht mehr um Einzelschicksale. Etwa eine Million Menschen leben in Deutschland auf der Straße, weitere sind von Armut und Wohnungslosigkeit bedroht.
Der Caritasverband Hannover bietet diesen Menschen bereits seit 1999 eine unbürokratische Hilfe. Schon früh wurde erkannt, dass trotz des bestehenden, dichten sozialen Netzes eine individuelle Hilfsbedürftigkeit besteht - und Wohnungslose, von Wohnungslosigkeit bedrohte und von Armut betroffene Menschen von der Regelversorgung nicht erreicht werden", betonte Dr. Rainer Hess, Mitglied der Jury, in seiner Laudatio.
"Die an Brennpunkten der Begegnung einsetzbare mobile Straßenambulanz ist dank der Anerkennung durch die Ärztekammer Niedersachsen und ihrer Ermächtigung als ärztlich geleitete Einrichtung durch die KV Niedersachsen heute in Hannover als Versorgungseinrichtung anerkannt und in ihren Ergebnissen evaluiert. Die Jury hat entschieden, diese Einrichtung mit einem Sonderpreis in der Rubrik "community medicine" auszuzeichnen, um vor dem Hintergrund zunehmender Wohnungsnot durch Migration und Altersarmut die Sensitivität für derartig notwendige Initiativen im Gesundheitswesen zu unterstreichen."
Der MSD Gesundheitspreis trägt zur finanziellen Absicherung des größtenteils auf Spenden und Stiftungsmittel angewiesenen Projekts und damit zur Versorgung der zunehmenden Anzahl von Patienten bei.
"Diese Auszeichnung ist für uns etwas ganz Besonderes. Wurden wir doch unter 64 Bewerbungen, vorrangig medizinischen und technischen Innovationen im Gesundheitssektor ausgewählt", freut sich Dr. Andreas Schubert, Vorstand des Caritasverbandes. "Und zugleich ist sie eine Würdigung der jahrzehntelangen engagierten Arbeit unserer ehren- und hauptamtlich Mitarbeitenden in der Wohnungslosenhilfe. Mehr als 30.000 Menschen konnten wir, auch dank der großen Unterstützung vieler Hannoveraner, Förderer und Freunde der Straßenambulanz in den vergangenen Jahren kostenlos behandeln und versorgen. Die aktuelle Auszeichnung hilft uns, diese so wichtige Arbeit weiter fortzusetzen. Sie ist für uns Ansporn, gerade unter dem Eindruck des akuten Wohnungsmangels, die Situation der Betroffenen noch stärker in den Blick zu nehmen und Politik, Wirtschaft und Gesellschaft auf die Not der Mensch aufmerksam zu machen. Denn jeder Mensch braucht ein Zuhause."