Jahresbericht 2019
Gut gewappnet für stürmische Zeiten
Mit Blick auf 2019 kam mir das Bild eines Segelbootes in den Sinn. Wie schafft es das Boot, durch einen Sturm zu kommen? Dabei fiel mir auf, dass der Kurs den wir 2019 eingeschlagen haben, uns jetzt hilft, die Herausforderungen der Pandemie anzunehmen. Nur durch neue Ideen und die gute Arbeit in 2019 ist es uns gelungen, den Verband und unsere Mitarbeitenden sicher durch das erste kritische Halbjahr zu führen und trotz des Sturms den uns anvertrauten Menschen weiterhin zur Seite zu stehen. Was genau hat uns 2019 beschäftigt? Sie kennen diese Fragen: Wie lange muss und will ich noch arbeiten? Wie sieht mein Ruhestand aus? Was kommt dann?
Die "Babyboomer"-Jahrgänge zwischen 1955 und 65 gehen auf die Ruhestandsgrenze zu und der damit verbundene Generationenwechsel und Fachkräftebedarf beschäftigt uns auch in der Caritas. Mit den starken Jahrgängen gehen Erfahrung und Wissen verloren. Neue, junge Mitarbeitende mit ganz eigenen Vorstellungen kommen. Wie lässt sich diese Veränderung gut gestalten? Wie vereinbaren wir Neues mit Bewährtem? Wie begegnen wir dem Fachkräftemangel? Wie wirken Personalveränderungen und Digitalisierung auf uns? Welche kulturellen Veränderungen sind die Folge?
Die Generation der Babyboomer, der Gründer vieler unserer Dienste und Einrichtungen, trifft auf die jungen Menschen der Generation Y und Z, die hinsichtlich ihrer Arbeitskraft immer mehr zum "knappen Gut" werden. Völlig verschiedene Sichtweisen, wie Arbeit gestaltet werden sollte und welchen Stellenwert sie neben dem Privatleben einnimmt, prallen da aufeinander.
Dabei birgt dieser Umbruch auch Chancen, die bisherigen Trampelpfade zu verlassen und neue Wege in der Organisation des Arbeitsalltags, in der Führung und in der Gewinnung von Mitarbeitenden zu gehen. Die vielen spannenden Begegnungen mit unseren jungen Mitarbeitenden und Führungskräften geben mir persönlich ein gutes Gefühl. Dass es weitergeht. Dass die Caritas sich weiterentwickelt. Wie bei unserem Segelschiff, reagieren wir auf die neue Windrichtung, werfen dafür aber nicht unser Wissen und unsere Erfahrung über Bord. Beides in Einklang zu bringen, wird die Aufgabe der kommenden Jahre sein. 2019 bildet unseren Startpunkt für diesen Umbruch. Als Arbeitgeber stehen wir in der Verantwortung, Wandel zu gestalten, die Gesundheit unserer älteren und jungen Mitarbeitenden in den Blick zu nehmen. Sie haben einen ganz besonderen Schutz verdient, da sie täglich mit Leid konfrontiert sind.
Nur so kann es uns gelingen, für die Menschen passende Hilfsangebote zu schaffen. Es geht nicht darum, nur die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, sondern immer zu schauen, wo Hilfe notwendig ist und wo wir auch den Finger in die Wunde unserer Gesellschaft legen müssen.
Passt unsere Sichtweise überein mit den Erwartungen der Gesellschaft? Erfüllen können wir nicht alle. Wie heißt es doch in einem Zitat "Wer nach allen Seiten offen ist, ist nicht ganz dicht." Nicht nur für ein Segelschiff wäre das fatal! Gerade als katholischer Wohlfahrtsverband gilt es, einen Standpunkt zu finden und diesem auch treu zu bleiben. Aber es wäre ignorant, sich den Bedürfnissen der Menschen und aktuellen Entwicklungen zu verschließen. Es gilt auch hier, nach neuen Fahrwassern zu suchen.