Von Spanien nach Hannover: Wie Erzieher:innen den deutschen Arbeitsmarkt stärken

Was macht "Hola Kita" zu einer Win-win-Situation für alle Beteiligten?

Sabrina Heinrich: In Spanien gibt es hervorragend ausgebildete Fachkräfte mit dem Bachelorabschluss "Grado en Educación Infantil". Auf die jungen Menschen warten in Spanien aber meist befristete Verträge, geringe Löhne und eine hohe Arbeitsbelastung. Bei uns in Deutschland suchen Kitas händeringend nach Personal. Mit Hola Kita bringen wir beides zusammen und schaffen so langfristige berufliche Perspektiven für die Teilnehmenden und dringend benötigte Unterstützung für unsere Kitas. 

Was verändert sich für die Einrichtungen? 

Sabrina Heinrich: Die spanischen Fachkräfte bringen eine enorme Motivation mit und neue Impulse ins Team. Das kommt vor allem den Kindern zugute, die sehr positive Rückmeldungen zu den neuen Erzieherinnen - im ersten Projektjahr waren es nur Frauen - geben. Es entstehen tolle Dynamiken, die über die pädagogische Arbeit hinausgehen. Ein Kita-Team hat sogar gemeinsam eine Reise nach Barcelona geplant - aus Verbundenheit mit ihrer neuen Kollegin. Das ist gelebter interkultureller Austausch. 

Wie wichtig ist Netzwerkarbeit bei einem solchen Projekt? 

Sabrina Heinrich: Das Projekt wäre ohne das Netzwerk gar nicht möglich. Das Humboldt Institut in Barcelona stellt den Erstkontakt zu den Teilnehmenden und vermittelt erste Deutschkenntnisse. Die Region Hannover finanziert die Hälfte des Projekts. Die andere Hälfte übernehmen die Kommunen Garbsen, Langenhagen, Isernhagen, Laatzen und Seelze, in denen die teilnehmenden Kitas liegen. Die Zentrale Auslandsvermittlung (ZAV) der Agentur für Arbeit übernimmt die Kosten, die sonst bei den Teilnehmenden anfallen würden: Flug, Hospitation, Deutschkurse, etc. Gleichzeitig betreiben sie selbst Akquise von Teilnehmenden in Spanien. 

Die BBS Neustadt am Rübenberge übernimmt den Ausbildungsteil der Anpassungsqualifizierung. Die Berufsschule ist bereits seit der Planungsphase mit im Boot und wir stehen im engen Austausch, um immer wieder gemeinsam zu reflektieren und die nächsten Schritte zu planen. Wir haben drei Jahre lang geplant, abgestimmt und vernetzt, bevor es letztlich losging. Allein wäre so ein Projekt gar nicht denkbar. 

Wie sieht die Begleitung durch die Caritas konkret aus? 

Sabrina Heinrich: Wir sind die Schaltzentrale. Wir kümmern uns um alles, was die jungen Spanier:innen betrifft: von der Anreise, über Behördengänge bis zur Integration im Alltag. Wir coachen bei Bedarf sowohl die Teilnehmenden als auch die Kita-Teams und dolmetschen, wenn etwas unklar ist. Über den hannoverschen Verein CISNE  helfen wir, Tandempartner für den Spracherwerb zu finden. Wir organisieren Stadtführungen und andere Freizeitangebote und sorgen dafür, dass alle Teilnehmenden ein funktionierendes soziales Umfeld haben. Nur so lernt man eine Sprache und fühlt sich letztlich zuhause. Wir helfen bei Urlaubsanträgen oder bei der Wohnungssuche. Unser Ziel ist, dass sich alle gut begleitet fühlen - fachlich wie menschlich. 

Wie geht es mit dem Projekt weiter? 

Sabrina Heinrich: Die nächste Projektrunde beginnt noch dieses Jahr. Unser Ziel ist es, Hola Kita als dauerhaftes Instrument gegen den Fachkräftemangel zu etablieren. Was vielen nicht bewusst ist: Wir stehen hierbei im Wettbewerb. Auch Irland und andere EU-Länder werben um spanische Fachkräfte. Deshalb müssen wir dranbleiben, besonders gut begleiten und aufzeigen, dass es sich lohnt, nach Hannover zu kommen - und zu bleiben. 

Was motiviert Sie an dem Projekt besonders?

Sabrina Heinrich: Die Menschen. Zu sehen, wie Teilnehmende hier ankommen, ihr Leben aufbauen und Perspektiven entwickeln - das motiviert mich jeden Tag. Viele von uns im Team haben selbst Auslandserfahrungen gemacht und wissen, wie herausfordernd das Ankommen ist. Mit dieser Empathie begegnen wir unseren Teilnehmenden. Langeweile gibt es in diesem Projekt keine. Jeder Tag bringt neue Begegnungen, Herausforderungen und Erfolgsmomente.