Nach mehreren Krisenjahren beruhigt sich die Wirtschaft 2024 leicht. Mit der Normalisierung der Verbraucherpreisinflation ist der Druck auf die laufenden Kosten spürbar zurückgegangen. Gleichzeitig konnte der Verband die Inanspruchnahme von Fremdleistungen, insbesondere die Ausgaben im Wirtschaftsbedarf reduzieren. Trotz des positiven Gesamtergebnisses bleib Herausforderungen: Steigende Tarifkosten, begrenzte öffentliche Fördermittel und eine sinkende Spendenbereitschaft, verkleinern finanzielle Spielräume. Der Sparkurs in der Politik geht an vielen Stellen an den Bedarfen unserer Gesellschaft vorbei. Als Verband müssen wir also auch hier reagieren und aktiv das Gespräch suchen. Künftig wird das Ziel demnach nicht mehr Wachstum sein, sondern die Sicherung bestehender Strukturen.
Auf der Ertragsseite erleben wir einen weitgehenden Ausgleich. Die Unterbringung ukrainischer Geflüchteter wird nicht mehr finanziert. Dafür hat sich die Förderung im Bereich ambulant begleitetes Wohnen (ABW) deutlich gesteigert. Letzteres zeigt einen Trend auf, der auch 2025 anhält. Die Kindertagesstätten profitieren durch politische Weichenstellungen. Das NKiTaG trägt zur Finanzierung der Ausbildung von Quereinsteiger:innen bei. Die Richtlinie Qualität II ermöglicht die stärkere Inanspruchnahme von Zusatzkräften. Bundesmittel der Sprachförderung ermöglichen den Ausbau der Fachberatung. Zusätzlich konnten durch die neue Integrationsrichtlinie neue Integrationsplätze in St. Vinzenz ausgebaut werden. Das neue Projekt “Erzieherinnen aus Spanien” (mittlerweile “Hola Kita!”) sorgt ebenfalls für Mehreinnahmen. Vor allem aber zeigt es exemplarisch, wie erfolgreich breit aufgestellte, internationale Kooperationen für einen Caritas Ortsverband sind.
Hauptursache für den Anstieg der Aufwendungen war der Tarifeffekt von rund sieben Prozent. Diese resultieren aus den AVR-Beschlüssen vom 15. Juni 2023 und 8. Dezember 2022 und konnten entsprechend vorausgeplant werden. Die Beschlüsse sahen neben einem Sockelbetrag von 200 Euro und einer linearen Erhöhung um 5,5 Prozent ab März 2024 auch die Auszahlung der zweiten Inflationsprämie in Höhe von 1.500 Euro pro Vollzeitkraft im Juni vor. Während die Personalkosten damit deutlich zunahmen, entwickelten sich die Zuwendungen und Zuschüsse aufgrund starrer Fördermitteltitel unterproportional. Der Verband führte gleichzeitig die Investitionen in eine moderne und leistungsfähige IT-Infrastruktur fort. So gestalten wir Arbeitsprozesse effizienter und machen den Verband zukunftssicher.
Bereits im Jahr 2023 startete Melanie Cizek-Skriboleit ihre Arbeit als neue Fachberatung für Personalgewinnung & Ausbildung. Gemeinsam mit dem Personalservice und dem Referat für Spiritualität & Ethik erfolgten zahlreiche Maßnahmen. Jobmessen, Willkommenstage, Sommerfest: Ein erstes Ergebnis ist der deutliche Rückgang der Austritte in der Abteilung Kinder, Jugend & Familie. Viele Rückmeldungen neuer Mitarbeitender bescheinigen dem Verband eine angenehme Arbeitsatmosphäre und ein spürbares Gemeinschaftsgefühl. Auch so sieht Wachstum für einen sozialen Träger aus.
Der Rückgang der Beratungszahlen ist leicht irreführend. Die Anzahl der Hilfesuchenden hat sich um ein Drittel erhöht. Die Folgen sind auch 2025 spürbar. Aufgrund des Anstiegs stoßen einige Dienste an ihre Grenzen, nicht jede Anfrage erhält einen zeitnahen Termin. Gerade im Bereich der Migrationsberatung spüren wir die Folgen des Rotstifts. Dabei sollte allen klar sein: Integration erfordert ein verlässliche Hilfssysteme. Ein großer Dank gebührt unseren Mitarbeitenden, die unter erschwerten Bedingungen den Menschen zur Seite stehen.
Der größte Anstieg in den Beratungszahlen liegt beim ABW. Das ambulant begleitete Wohnen unterstützt Menschen, die kurz davorstehen, ihre Wohnung zu verlieren. Das ABW ist damit ein Baustein zur Prävention von Wohnungslosigkeit. Fast doppelt so viele Menschen wie im Vorjahr haben 2024 das ABW der Caritas Hannover aufgesucht. Helfen konnten wir diesen Menschen nur, weil die Stadt auf den steigenden Bedarf reagiert und zusätzliche Stellen finanziert hat. Die Zahlen zeigen aber auch, dass die Gefahr steigender Wohnungslosigkeit immens ist. Eine angespannte Wirtschaftslage und das Sägen am sozialen Rettungsnetz werden zu mehr Menschen auf der Straße führen. Das Ziel der Stadt Hannover, Wohnungslosigkeit in fünf Jahren überwunden zu haben, bleibt jedoch bestehen.