GemeinsamWachsen: Wie ein offenes Angebot junge Familien stärkt und Stadtteile verbindet

Einmal in der Woche öffnen sich in sechs Familienzentren vormittags die Türen für ein ganz besonderes Angebot: GemeinsamWachsen. Kostenlos, ohne Anmeldung, offen für alle Familien mit Kindern im Alter von 0 bis 3 Jahren. Hier begegnen sich Eltern, Großeltern und andere Bezugspersonen mit ihren Kindern für Austausch, Erkundung und spielerisches Lernen. Begleitet von pädagogischen Fachkräften, die nicht belehren, sondern begleiten. 

Der pädagogische Ansatz folgt dem Prinzip von Early Excellence: Jedes Kind ist einzigartig - und ebenso seine Familie. Im Mittelpunkt steht nicht das, was fehlt, sondern das, was da ist. Die Stärken der Kinder und Eltern werden sichtbar gemacht, kindliche Entwicklungsprozesse liebevoll begleitet und gemeinsam reflektiert. Es geht ums Beobachten, Spielen, Staunen - und um die kleinen und großen Aha-Momente des Elternseins. Was bedeutet es, wenn ein Kind immer wieder den Schnuller runterwirft? Nicht Trotz, sondern Neugier. Nicht Provokation, sondern Forschergeist. Dieser Perspektivwechsel verändert viel und GemeinsamWachsen vermittelt diesen Ansatz ganz nebenbei. 

Eltern entlasten, begleiten und verbinden 

"Menschen werden nicht als Eltern geboren. Frischgebackene Eltern sind unendlich dankbar für diese Form der niedrigschwelligen Unterstützung", berichtet Anja Siegmann, Koordinatorin im Familienzentrum St. Franziskus. Viele Eltern, die zum ersten Mal mit ihrem Kind teilnehmen, sind überrascht, wie schnell sich ihr Kind von ihnen löst, die Umgebung erkundet, mit anderen Kindern spielt. "Ich hätte nie gedacht, dass sich unser Kind so schnell auf den Weg macht!" - diesen Satz hören die Fachkräfte oft. 

Neben der kindlichen Entwicklung steht auch das Erleben von Gemeinschaft im Mittelpunkt. Eltern erhalten Einblicke in den Kita-Alltag, lernen pädagogische Fachkräfte kennen und begegnen anderen Eltern, die in der gleichen Straße wohnen - aber bislang Fremde waren. Durch GemeinsamWachsen entsteht Vertrauen. Die Schwelle zur späteren Anmeldung in die Krippe oder die Kitagruppe sinkt, Unsicherheiten werden abgebaut. Ein weiterer Effekt: Viele Eltern kommen regelmäßig, bringen Geschwister mit, tauschen sich aus. Nicht selten entstehen daraus tragfähige Beziehungen, neue Netzwerke - und manchmal auch Freundschaften. 

Aus Begegnung wird Beziehung - wie Stadtteile zusammenwachsen 

In einer Gesellschaft, in der Begegnungsräume rar geworden sind, erfüllt GemeinsamWachsen eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Unsere Lebensrealität ist geprägt von Vereinzelung, hoher Mobilität und digitalen Kontakten. Echte, analoge Begegnungen finden seltener statt. Umso größer wird das Bedürfnis nach Orten, an denen Menschen sich ungezwungen austauschen, voneinander lernen und einander unterstützen können. Nicht zuletzt durch GemeinsamWachsen werden Caritas-Familienzentren zu genau solchen Orten. 

GemeinsamWachsen macht aus Besuchenden Teilnehmende und aus Teilnehmenden Mitgestaltende. Wenn ein Papa erzählt, wie das Zähneputzen gar nicht klappen will und die Eltern sich gegenseitig Tipps geben, entsteht ein Raum, der weit mehr ist als ein Gruppenangebot unter vielen: Es wird eine Community geboren.  

Die Kinder erkunden währenddessen die neue Umgebung und lernen einander kennen. Das erleichtert die Eingewöhnung in die Krippe und entlastet die Eltern, die einfach mal zusehen können, wie Kinder lernen und an neuen Situationen wachsen. Gleichzeitig wachsen Vertrauen, soziale Bindung und Nachbarschaft. Und nicht zuletzt wächst auch das, was viele sich heute so sehr wünschen: ein Stadtteil, in dem man sich kennt. In dem man einander begegnet. Und in den Familien gemeinsam wachsen können - von Anfang an.