Themen im Jahresbericht 2022:
Vorwort | Krieg in der Ukraine: Helfen als Betroffene | Ein neues Zuhause für Mensch und Tier | Mit Kindern über Krieg sprechen | Pandemie und Krieg: Seniorenberatung im Umbruch | Sprach-Kitas retten: Erfolgsprogramm auf der Kippe | Zehn Zusagen und #OutInChurch | Geschäftsjahr 2022 | Mitarbeitende erzählen | Wir sagen Danke!
Themen im Jahresbericht 2022:
Sprach-Kitas retten: Erfolgsprogramm auf der Kippe
Sprachbildung im Kita-AlltagFoto: Yan Krukau, pexels.com
Die Bedeutung von Sprach-Kitas
Seit 2016 besteht das Bundesprogramm Sprach-Kitas und der Leitspruch macht deutlich, worum es geht. Dabei ist alltagsintegrierte Sprachbildung nur eine der inhaltlichen Säulen des Programms. In jeder beteiligten Kita arbeitet eine Fachkraft zusätzlich an den Themensäulen „Zusammenarbeit mit Familien“ und „Inklusive Bildung“. Das bedeutet eine halbe Stelle nur für diese Themen. Eine Fachkraft, die fundiertes und aufbereitetes Wissen über Fortbildungen in das gesamte Einrichtungsteam trägt. Seit 2020 ergänzt das Querschnittsthema Digitalisierung die Arbeit der Sprach-Kitas. Das Ergebnis ist ein ganzheitlicher Blick auf Kinder, Eltern und ihre Bedürfnisse.
Bundesweiter Protest der Pädagog:innen
Sommer 2022 dann der Schock: Das Programm wird zum Jahresende eingestellt. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund von Fachkräftemangel, Krieg in Europa und nicht nachlassender Fluchtbewegungen herrscht Fassungslosigkeit bei den betroffenen Pädagog:innen. Die Bundesregierung stellt ein erprobtes, erfolgreiches und nachhaltiges Mittel ein, um Bildungsgerechtigkeit und gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. Bundesweiter Widerstand formiert sich. Die über 6.000 beteiligten Kindertagesstätten in ganz Deutschland fordern eine Weiterführung des Programms. Die Zukunft der Sprach-Kitas bleibt ungewiss.
Entwicklung der Sprach-Kitas seit 2015
Valerija Kostenko (li.) und Sarah Thiel (re.) unterstützen das Familienzentrum St. Margarete als zusätzliche Fachkräfte für alltagsintegrierte sprachliche Bildung.Foto: Caritas-Archiv
Widerstand und Zukunft
Die Kampagne „Sprach-Kitas retten“ wird ins Leben gerufen. Sprach-Kita-Leitung Wenke Stadach startet eine Petition. Kindertagesstätten sammeln Stimmen, die Presse wird in die Einrichtungen eingeladen, Eltern auf die Brisanz des Themas aufmerksam gemacht. Auch die Politik reagiert und macht sich ein Bild in den Kitas vor Ort. Leitungen, Fachkräfte, Fachberatungen, Träger, Verbände und Eltern engagieren sich gemeinsam in der Kampagne. 270.000 Stimmen später ein Teilerfolg: Der Bund verlängert die Förderung der Sprach-Kitas um ein halbes Jahr und erarbeitet gemeinsam mit den Ländern Strukturen zur Übernahme des Programms.
Die niedersächsische Kultusministerin, Julia Willie Hamburg, spricht sich für die Weiterführung der Sprach-Kitas aus. Die Stellen sind vorerst bis Ende 2025 gesichert, aber der erste Entwurf der Richtlinie Sprach-Kitas lässt viele inhaltliche Fragen offen. Der Bruch im Bundesprogramm hat jedoch auch Spuren hinterlassen. Langjährig aktive Fachkräfte und Fachberatungen haben ihre Stellen aufgegeben, um mehr Planungssicherheit zu haben. Einige dieser Stellen konnten bisher nicht neu besetzt werden. Damit geht nicht nur langjähriges Wissen verloren. Die Fortführung der erarbeiteten Qualität ist in Gefahr.
Angesichts der angespannten Lage in der Kitalandschaft fordern wir eine Verstetigung der „Sprach-Kitas“ und der dazugehörigen Stellen. Darüber hinaus braucht es auch weiterhin Strukturen zur Weiterbildung innerhalb der Einrichtungen. Themen wie Vielfalt, Digitalisierung und Inklusion dürfen nicht auf der Strecke bleiben, Kinder und Eltern nicht alleingelassen werden.
„Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist.“
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